90 Jahre Betriebsamkeit
(pwe) Im Juni 1932 legte Architekt und Bauleiter Hans Theo Kamper die genehmigten Baupläne vor: Eine "Großgarage mit Ausstellungshalle", diverse Werkstätten und eine Betankungsmöglichkeit sollte an der Adresse Apollogasse 13, im 7. Wiener Gemeindebezirk entstehen. Im angesagten Industriedesign der Zeit, denn Kamper studierte an der Akademie der bildenden Künste, bei dem deutschen Architekten Peter Behrens, ein wegweisender Industriedesigner seiner Zeit.
Auftraggeber waren die Geschäftspartner Eduard Weber und Christan Rühl, deren Werkstätte in Ottakring für die zukünftigen Pläne nicht mehr ausreichte. Die hinteren Stiegen des Gebäudekomplexes Apollogasse 13 (erbaut ca. 1860) wurden geschliffen. In das Frontgebäude zur Apollogasse wurde ein Ein- und Ausfahrtbereich gebrochen, dazwischen ein Bürohäuschen errichtet. Der Stiegenaufgang des Hauses musste dazu versetzt werden und eine vierte Etage wurde aufgestockt. Die biedermeierliche Fassade wurde in diesem Zuge abgenommen. Ein klarer, technischer Gesamteindruck war erwünscht. Als der Betrieb 1933, als größter Partner des Automobilherstellers Steyr startete, spiegelte sich dies selbstbewusst im ersten Werbeschild der Garage wider.
Nach Familien-Anekdote fand die Vertragsabwicklung bei erfolgreichem Automobilverkauf in den Vororten beim Nobelheurigen statt. Zusätzlich gab es als Geschenk noch eine schmucke Armbanduhr. Eine Besonderheit des Hauses war eine frei wählbare Kühlerfigur von der es dutzende Motive gegeben haben soll. Hatte man eine solche auf seinem Steyr montiert wusste jeder Automobil-
Connaisseur, dieses Auto wurde bei Weber & Rühl in Wien gekauft. Die bekannteste Figur ist wohl die "Ägyptische Prinzessin" für deren Gesichtszüge die Tochter des Hauses, Martha Grünberger-Weber, Patin stand.
Die guten Geschäfte fanden 1938 mit dem Anschluss an Deutschland ein jähes Ende. Eduard Weber trennte sich von Geschäftspartner Rühl, da er sich nicht am "günstigem" Aufkauf von enteigneten Garagenhäusern aus jüdischem Besitz beteiligen wollte, und zahlte diesen mittels Kreditaufnahme aus. Mit Kriegsbeginn wurde die Garage mit sämtlichen Inventar konfisziert und der Wehrmacht unterstellt. Nach turbulenten Kriegsjahren zog das US-Militär mit seinem Fuhrpark für den "Wiener Kurier" und die Amerikanische Botschaft mir ihren Automobilen in die Garage ein. Es wurden zusätzliche Wände eingebaut und Reparaturboxen aufgestellt.
Erst 1955 konnte Sohn Kurt Weber die Garage wieder zurück in den Familienbetrieb bringen - nach längerem prozessieren mit der Zweiten Republik Österreich. Der Vater war nach den Kriegszeiten physisch und psychisch gebrochen. Auf dem ausgehöhlten, aber unzerstörtem Grundstock gründete Kurt Weber das Unternehmen neu: als Parkgarage, Tankstelle und Serviceunternehmung mit Waschbox, Reifen- und Ölwechsel, Innen- und Außenreinigung und Mietwagenstation. Seine Pläne, auf dem Dach der Garage einen Hubschrauberlandeplatz zu bauen, konnte er nicht umsetzen.
Fast 70 Jahre regierte er sein kleines Imperium als er 2020, kurz vor seinem 90. Geburtstag, in der ersten Covid-Welle verstarb. Damals sicher der dienstälteste aktive Parkgaragenunternehmer Österreichs. Mittlerweile musste aus ökonomischen und ökologischen Gründen auch die Tankstelle eingestellt werden. Eine Sache aber blieb über 90 Jahre gleich:
In der Apollo Garage gibt es keine Schranken, sondern Mitarbeiter.